Fachkonzept

Der Postillion e.V. setzt sich für das Fachkonzept einer integrierten sozialräumlichen Kinder- und Jugendhilfe ein

Die im Achten Jugendbericht der Bundesregierung (1990) geforderte Lebensweltorientierung der Kinder- und Jugendhilfe ist ein Fachkonzept, dass aus unserer Sicht für die Kinder und Jugendlichen besonders wirksam ist. Sie stellt das Gegenkonzept für eine hochspezialisierte und in den einzelnen Leistungsangeboten abgeschottete Jugendhilfe, die aus Sicht der Betroffenen zu viele negative nicht beabsichtige Nebenfolgen mit sich bringen können, dar. Besonders gravierend sind Beziehungsabbrüche durch das vermeintlich bessere Angebot. Dass an der Lebenswelt ansetzende Konzept, mit dem daraus Entwickeln von Angeboten, die auch schwierige und krisenartige Situationen aushalten, müssen das Ziel sein.

Die fachliche Weiterentwicklung kann nur gelingen, wenn alle Fachkräfte im Sozialraum (z.B. einer Kommune) kooperativ zusammenarbeiten. Dazu gehören alle Fachkräfte des öffentlichen und der freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Die Idee der integrierten sozialräumlichen Erziehungshilfe findet sich auf Seite 49 des Bands (Integrierte erzieherische Hilfen. Weinheim 2014) von Peters/Koch (Hrsg.). Dort wird von Modelltreue gesprochen, wenn folgende Punkte gegeben sind:

  1. Die Hilfe-Arrangements müssen sich am individuellen Bedarf orientieren.
  2. Es setzt eine Grundhaltung der Fachkräfte des Sich-Zuständigerklärens voraus, sodass Probleme nicht mit Verweis auf institutionelle Zuständigkeiten abgewiesen werden.
  3. Die Hilfen müssen grundsätzlich sozialräumlich ausgerichtet sein. Dabei sind die Ressourcen des Sozialraums zu nutzen. Die fallunspezifische und fallübergreifende Arbeit im Gemeinwesen sind grundlegende Handlungsansätze.
  4. Es besteht eine grundsätzliche Inklusionsoption, das heißt Regeleinrichtung vor besonderen Hilfen. Und es geht um das Festhalten an der sozialpolitischen Idee der sozialen Gerechtigkeit.
  5. Die Arbeit findet im Team statt, das eine angemessene Größe haben muss und Beratung als grundlegendes Prinzip beinhaltet.
  6. Es besteht eine sozialräumlich organisierte verbindliche Kooperationskultur zwischen dem öffentlichen und den freien Trägern.
  7. Es bedarf einer flexiblen lernenden Organisation vor Ort, verbunden mit einer flachen Hierarchie. Das heißt, dass Entscheidungen dezentral gefällt werden müssen.
  8. Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und freien Trägern muss sozialräumlich organisiert sein. Dabei ist ein abgegrenztes und transparentes Rollenverständnis beider Partner unerlässlich.
  9. Es bestehen bezogen auf fachliche Zielstellungen kompatible Finanzierungs-, Controlling- und Dokumentationsformen.

Der Postillion e.V. macht sich in kleinen Schritten auf den Weg

Die Idee basiert auf einem kooperativen Modell, daher können wir alleine immer nur einzelne Bausteine umsetzen. Folgende Projekte bzw. Einrichtungen sind wir beteiligt bzw. bieten wir an:

Kita im Sozialraum

In Schönau haben sich alle Träger der Kinder- und Jugendhilfe, die Stadt, das Jugendamt und die Schulen über einen Runden Tisch auf einen sozialräumlichen integrierten Weg gemacht.

Wohngruppe „Um die Ecke“

Jugendliche, die auf Heimerziehung angewiesen sind, sollen in ihrer vertrauten Lebenswelt bleiben dürfen. Heimerziehung soll keine Beziehungsabbrüche verursachen. Eltern, Freund*innen und Schule sollen weiterhin in die Lebenswelt der Jugendlichen gehören und mit ihnen möchten wir zusammenarbeiten. Daher nehmen wir nur Jugendliche aus Hockenheim bzw. den Nachbarorten auf. https://www.postillion.org/einrichtung/94/einrichtungen-stationaerehze

Ansprechperson:

Stefan Lenz, Geschäftsführender Vorsitzender, E-Mail: stefan.lenz@postillion.org