Die Kindertagesstätte (Krippe, Kindergarten, Hort) ist zunächst eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe mit dem Ziel, Kinder zu fördern und zu unterstützen, ihnen einen kindgerechten Raum zu bieten und dafür zu sorgen, dass kindgerechte Bedingungen herrschen. In letzter Zeit kam noch die Aufgabe hinzu, Eltern die Berufstätigkeit zu ermöglichen und dennoch ein guter Ort für Kinder zu sein. Kinder sind inzwischen sehr viel länger in Kindertageseinrichtungen als dies früher der Fall war. Gerade deshalb muss es ein System geben, das mit besonderen Bedarfen z.B. aufgrund von Behinderung oder Auffälligkeiten in der Entwicklung und/oder familiärer Belastungen frühzeitig erkennen lässt, damit anschließend gemeinsam mit den Eltern nach geeigneten Lösungen gesucht werden kann. Ziel soll dabei sein, dass das Kind in der Einrichtung verbleiben kann.
Der Postillion ist hier an verschiedenen Stellen aktiv:
Der Einsatz einer Kollegin zur Klärung und Vernetzung professionalisiert das Vorgehen im Umgang mit schwierigen Situationen und gibt den Akteuren in der jeweiligen Einrichtung durch methodische und gegebenenfalls personelle Unterstützung mehr Handlungssicherheit.
Jede Kita hat bei Schwierigkeiten mit einzelnen Kindern, die Möglichkeit eine Teamleitung der ambulanten Hilfen zur Erziehung, die regional zugeordnet sind, für eine Beratung im Team anzufragen. Hierbei geht es, durch den Blick und Impulsen von außen, um einen Perspektivwechsel und Ressourcen- und Lösungsorientierung. Gemeinsam werden in der Teambesprechung neue Strategien und Interventionen erarbeitet. Zudem sind die Teamleitungen die zuständige Fachkraft bei Kindeswohlgefährdungen.
Hier haben wir bereits seit mehreren Jahren ein Team von speziell geschulten Kolleg_innen, die in den Einrichtungen in Anlehnung an Marte Meo eine Video-Interaktionsanalyse vornimmt. Das heißt, der Kita-Alltag wird punktuell gefilmt, das Filmmaterial wird anschließend analysiert und es werden gelungene Interaktionsmomente zwischen Kind und Erzieher ausgewählt. Gemeinsam werden dann diese Filmausschnitte betrachtet und reflektiert. Dadurch werden neue Blickwinkel der Interaktion und der schwierigen Situation in der Teamdiskussion vorgestellt und besprochen. Dieses niederschwellige Beratungsangebot kann mitunter bereits zu einer Beruhigung der Situation führen.
Der Rechtsanspruch auf einen Krippen- oder Kindergartenplatz gilt für alle Kinder. Wir müssen daher alle Kinder in unsere Kitas aufnehmen. Die Stellenschlüssel sind jedoch für einen besonderen Bedarf nicht ausgelegt. Mit der Aufnahme eines Kindes mit erhöhtem Bedarf z.B. Behinderung wird folglich auch zusätzlicher Betreuungsbedarf benötigt, um allen Kindern der Einrichtung gleichermaßen gerecht zu werden. Nach der derzeitigen Rechtslage besteht über § 54 XII und § 56 IX die Möglichkeit auf zusätzliche Unterstützung. Die Anträge dafür müssen jedoch von den Eltern gestellt werden. Die Eltern erfahren über die Bereichsleitung Integration hierbei Unterstützung und Anleitung und bekommen generell Wege und Möglichkeiten aufgezeigt. Sollte eine Integrationsmaßnahme bewilligt werden, sucht Postillion e.V. (in Absprache mit der Familie) eine passende Integrationskraft aus. Dies ist uns wichtig, da wir keine ‚fremden‘ Personen in die Einrichtung geben möchten, da es immer ein Arbeiten im Team ist.
Verena Kohl (Magister Erziehungswissenschaften), E-Mail: verena.kohl@postillion.org, Mobil: (0176) 12013-714